Berennerdialog Rosenheimer Land e.V.

Bestand Modernisieren, statt Umwelt zerstören

Wir fordern den Ausbau der bestehenden Bahnstrecke von Rosenheim nach Kufstein anstelle des Baus einer neuen Strecke

Offene Fragen an den Landrat des Landkreises Rosenheim

von | Dez 22, 2016

Sehr geehrter Herr Landrat Berthaler, wir vertreten als politisch und konfessionell unabhängiger Verein übergemeindlich die Interessen der Bürger im Landkreis Rosenheim in Angelegenheiten des Brenner-Nordzulaufs. Wir stehen nicht prinzipiell gegen den Ausbau der Zulaufstrecke, denn natürlich befürworten auch wir die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene. Wir bezweifeln jedoch massiv den veranschlagten […]

Sehr geehrter Herr Landrat Berthaler,

wir vertreten als politisch und konfessionell unabhängiger Verein übergemeindlich die Interessen der Bürger im Landkreis Rosenheim in Angelegenheiten des Brenner-Nordzulaufs.

Wir stehen nicht prinzipiell gegen den Ausbau der Zulaufstrecke, denn natürlich befürworten auch wir die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene. Wir bezweifeln jedoch massiv den veranschlagten Bedarf und damit die Notwendigkeit für ein 3. und 4. Gleis als Zulauf zum Brennerbasistunnel. Gerade diese neue Trasse würde aber zu einer erheblichen Zerstörung der Landschaft und Natur in unserem Landkreises und damit einhergehend zu einer massiven Belastung der Anwohner führen. Es darf nie zu spät sein für eine Überprüfung, ob dies vermeidbar wäre!

Vor wenigen Tagen äußerten Sie sich in einem im Bayerischen Fernsehen gesendeten Bericht mißverständlich zur „Verlegung des Verkehrs an einen anderen Ort“. Da in den kürzlich bekannt gewordenen Korridorstudien der DB Netz AG hauptsächlich die östlichen Gemeinden Ihres Landkreises durch neue Korridore betroffen sind, fühlen sich die dort ansässigen Bürger nun verständlicherweise von Ihnen verraten. Sicherlich ist es nicht in Ihrem Sinn, sich einseitig und bevorzugend nur für einige Gemeinden westlich des Inns, darunter auch Ihre Heimatgemeinde Flintsbach, einzusetzen. Wir gehen davon aus und erwarten, dass Sie als Landrat die Interessen aller Gemeinden Ihres Landkreises gleichberechtigt vertreten.

Gerade seit diesem Bericht häufen sich von verschiedenen Seiten Besorgnis, Empörung aber auch Wutäußerungen über die unklare Position unserer Politiker zur Planung der Bahnkorridore. Vereinzelt wird sogar von „verhärteten Fronten“ und „Ost gegen West“ gesprochen.

Gerade Sie als verantwortlicher Landrat könnten hier zu einer Beruhigung der Situation und der Rückkehr zu einem konstruktiven Dialog beitragen. Nehmen Sie uns bei unserem Namen! Wir verstehen uns als konstruktiv-kritischen Dialogpartner und möchten zur Sachlichkeit der Diskussion beitragen.

In diesem Sinne bitten wir um Ihre Stellungnahme zu folgenden Fragen

  1. Warum wird anstelle einer zweiten Paralleltrasse nicht ein Ausbau der bestehenden Gleise erwogen? Die Kosten für eine komplett neue Trasse könnten so eingespart und stattdessen in deutlich verbesserten Lärmschutz bzw. Tunnelbau auf der Bestandstrasse investiert werden. Die Belastung der Bevölkerung entlang der Bestandstrasse im Vergleich zu heute würde sinken.
  2. Der Tourismus unserer Region lebt zum größten Teil von imposanten Landschaften und unversehrter Natur. Wie beurteilen Sie die Auswirkungen einer sich über 10 Jahre hinziehenden Großbaustelle auf diesen Wirtschaftszweig und mit welchen Maßnahmen planen Sie negative Auswirkungen auf einzelne Gemeinden zu verhindern? Welche Langzeitfolgen kommen auf den Tourismus im Landkreis Rosenheim durch den späteren Betrieb der Zulaufstrecken zu?
  3. Eine unnötige Vernichtung von Naturräumen und die Zerstörung unserer Heimat müssen unter allen Umständen verhindert werden. Was haben Sie konkret unternommen, um den unterstellten Bedarf für ein 3. und 4. Gleis kritisch zu hinterfragen?
  4. Mit welchen Wertminderungen rechnen Sie durch eine zweite Bahntrasse im Landkreis sowohl durch Enteignung benötigter Flächen, als auch durch Wertverlust an Privatimmobilien? Sind hierfür Entschädigungsleistungen für die betroffenen Bürger eingeplant?
  5. Wir empfinden es ungerecht, dass in den entscheidenden Gremien österreichische Interessenvertreter nicht nur ein Mitsprache-, sondern sogar ein Stimmrecht haben, während die betroffenen Gemeinden selbst keinerlei Einflussmöglichkeit haben. Was werden Sie unternehmen, um diese Ungerechtigkeit für die Gemeinden Ihres Landkreises zu beseitigen?

Den im Bayerischen Fernsehen gesendeten Bericht, wie auch diese offenen Fragen haben wir auf unserer Homepage online gestellt. Natürlich werden wir dazu auch gerne Ihre Antworten veröffentlichen.

Ich sehe diesen gespannt entgegen und verbleibe

mit freundlichen Grüßen
Thomas Riedrich